Viele Legenden und Mythen drehen sich bis heute um diesen schaurigen Ort, der einst das Zuhause für die Ärmsten der Armen und Schauplatz vieler Verbrechen gewesen ist. So soll es hier spuken: Geister von Pestopfern treiben ihr Unwesen, vielleicht auch von Mordopfern - das legendäre Serienmörder-Duo Burke und Hare, das 1827/ 28 seine Untaten verübte, soll hier Leichen zwischengelagert haben, bevor es sie an die Gerichtsmedizin verscherbelte.
Die Fernsehshow "Ghost Adventures" widmete den Gewölben eine ganze Folge, denn ein Mikrofon hatte nachts seltsame Geräusche hörbar gemacht. Online kursieren zahllose Storys von angeblichen Geistersichtungen und anderen übernatürlichen Phänomenen.
Geschichte
Sieben Hügel scheinen für Stadtgründer ein geheimes Muss zu sein: Rom, Jerusalem - selbst Schneewittchen versteckte sich hinter sieben Bergen bei den sieben Zwergen vor der bösen Königin und lebte dort ein Zeit lang recht zufrieden.
Dass auch die schottische Hauptstadt Edinburgh auf sieben Hügeln erbaut wurde, ist zwar nicht so bekannt, aber wenigstens sagenumwoben. Es wird seit jeher darüber gestritten, welche die auserkorenen Anhöhen sind, denn es gibt dort mehr als sieben.
Diese Anhöhen sollten mit Brücken verbunden werden, denn die Stadtmauer drohte aufgrund einer zu dichten Bevölkerung zu bersten. So baute man einfach in die Höhe und setzte neue Stockwerke auf bestehende Gebäude - die ersten Hochhäuser waren also der Not geschuldet. 1785 begannen die Bauarbeiten, 1788 wurde das Viadukt fertiggestellt. Die 19 Bögen dienten als Lagerräume für Geschäfte und Handwerksbetriebe auf der Bridge.
Die South Bridge Vaults sind Kammern in den Bögen der Brücke, die mitten durch die Stadt verläuft. In Edinburgh werden Stadtviertel auf gegenüberliegenden Hügeln durch Brücken verbunden. Die South Bridge sollte das im Süden gelegene Universitätsviertel mit der High Street im Stadtkern verbinden und auch mehr Wohn- und Geschäftsraum bieten.
Doch gleich zu Beginn lief es nicht glatt. Die Ehefrau eines angesehenen Richters sollte ehrenhalber als erste über die Brücke schreiten, starb aber wenige Tage vor der Einweihung. Sie wurde trotzdem, versprochen ist versprochen, die erste Person, die die South Bridge überquerte - im Sarg.
Den Anwohnern reichte dieser Vorfall, um die Brücke noch vor der Einweihung für verflucht zu erklären und zu meiden. Dennoch erzielten die Geschäftsimmobilien Höchstpreise, die Stadt baute weitere Wohnhäuser an die Brücke heran, bis nur noch der Cowgate-Bogen zu sehen war - das Viertel heißt noch immer so.
Die South Bridge war keine Meisterleistung der Ingenieurskunst. Da Zeit und Geld knapp waren, wurde sie nicht wetterfest gebaut – in einem regenreichen Land ungünstig. Zudem wurde die Brücke direkt an Nor Loch, ein Sumpfgebiet, platziert.
Kurz nach der Einweihung 1788 begannen die Wände und Kammern vollzulaufen, was die Bögen weder als Lager noch als Wohnstätte besonders attraktiv machte. Mit der Zeit boten die Kammern nur noch Obdachlosen und Kriminellen Unterschlupf und es entwickelte sich eine unterirdische Parallelwelt.
Auch die umliegenden Straßen fielen dem Gesamtkonzept der Überbrückung zum Opfer: Die Mary King's Close, eine kleine Gasse, in der arme Händler wohnten, wurde in Teilen abgerissen und als Fundament für ein Börsengebäude verwendet.
Viele Anwohner blieben trotzdem in den nun unter Tage liegenden Häusern: Edinburghs Unterwelt war geboren. Die Industrialisierung produzierte eine neue Unterschicht, die Gegend wurde zum Slum - ganze Familien hausten in den Kammern, ohne Sonnenlicht oder ausreichende Belüftung. Noch bildlicher kann sich die Hierarchie einer Gesellschaft kaum im Wohnraum darstellen: Unter der Erde die Ärmsten der Armen und in den obersten, vom Gestank der Gosse unberührten Stockwerken die gut Betuchten.
Im Juli 1815 wurde eine illegale Whisky-Destille entdeckt, die trickreich städtische Wasser- und Abluftrohre angezapft hatte. Um 1835 waren alle Geschäfte ausgezogen, und bis auf einen Bogen war die Brücke von den umliegenden Gebäuden geschluckt worden. Die South Bridge Vaults waren bald ein berüchtigtes Rotlichtviertel, über das kaum Aufzeichnungen existieren, weil niemand offiziell hier lebte oder arbeitete.
Legenden und Mythen
Die Edinburgh Vaults sind prädestiniert für Geistergeschichten, alleine schon wegen ihrer 'unterirdischen' Lage und ihrer vielen Verzweigungen und Kammern. Wenn Wände erzählen könnten, dann würde man hier einiges zu hören bekommen. Oder man fragt direkt den Geist ohne Gesicht oder einen der vielen hier tätigen Poltergeister. In jedem Fall ist das Potential der Vaults groß, wenn man bedenkt was sich hier alles so herumtrieb: Fälscher, Leichenräuber, Diebe, Mörder… Eine der bekanntesten Erscheinungen ist ein Clanchief in Handketten, der mutmaßlich in den Vaults als Häftling untergebracht war.
Ortsbeschreibung
Die unterirdischen Gewölbe bestehen aus 120 Zimmern, die man für Lager, aber auch Geschäfte und Tavernen errichtet hatte. Allerdings stellten sie sich aufgrund mangelnder Ventilation und Isolation, so wie Überschwemmungen und Schimmel, als nicht bewohnbar heraus. Die Vaults gleichen einem Labyrinth und nur der öffentlich zugängliche Bereich ist beleuchtet und ventiliert. Im Inneren wurden Teile der Vaults, so wie die meisten Eingänge zum unbeleuchteten Bereich, zugemauert. Nur ein paar geheime Eingänge, verteilt in Edinburghs Gassen, sind offen geblieben und ermöglichen den Zugang in den abgesperrten Bereich. In diesem Bereich befindet sich auch das Drunken Ghoul.
Vampire schleichen tagsüber gern durch die Vaults und greifen den ein oder anderen verirrten Touristen ab.
Gerüchten zufolge sollen in den Tiefen der Vaults auch Ghule ihr Unwesen treiben.
Wege in die Vaults
Auch wenn die Katakomben heute weitgehend verschwunden oder unzugänglich sind, gibt es vereinzelte Stellen, in denen sie betreten werden können:
- Mary King’s Close: Unterhalb der bekanntesten Straße von Edinburgh, der Royal Mile, befindet sich die letzte erhaltene unterirdische Gasse aus dem 17. Jahrhundert. Sie ist nach einer Händlerin benannt, die hier lebte, und um diesen Ort ranken sich zahlreiche Spukgeschichten, die man auf einer der zahlreich angebotenen Touren im Detail erzählt bekommt. Dieser Zugang ist für geführte Gruppen öffentlich zugänglich und daher täglich von Touristen besucht.
- South Bridge Vaults: In den vielen unterirdischen Kammern unter den Bögen der South Bridge aus dem 18. Jahrhundert befanden sich gastronomische Lokale, Geschäfte und Arbeitsräume von Handwerkern und Händlern. Sie waren aber auch Treffpunkt für Obdachlose, Kriminelle und das Glücksspiel. Sie sind nicht öffentlich zugänglich, aber manchmal überprüft jemand von der Stadt diesen Zugang.
- Unter den meisten ortsansässigen Vampiren und Alchemisten sind allerdings noch andere geheime Eingänge bekannt, die den Zutritt zu dem abgesperrten Bereich der Vaults ermöglicht. Einer der Eingänge befindet sich in einer Gasse in der Princess Street Gardens und ein anderer in der Nähe der Stadtburg.
Die Vaults kann man nur zu Fuß betreten, da nicht nur die Eingänge, sondern auch die Gänge zu eng für z. B. Autos sind.
Quellen:
Süddeutsche.de
Schottland-Reise.com
Americanexpress.com
Edinburgh-Trip.de